Der Reinbeker, Seiten 4+16, 12.8.19, von Denise Ariaane Funke, "Es ist eine philosophische Frage, wem man helfen soll und wem nicht.« Ike Moriz schreibt Lieder mit Botschaften und Tiefgang. Er singt am 16.8. im Oxhoft Weinlager"

Der Reinbeker, Seiten 4+16, 12.8.19, von Denise Ariaane Funke, "Es ist eine philosophische Fragewem man helfen soll und wem nicht.« Ike Moriz schreibt Lieder mit Botschaften und Tiefgang. Er singt am 16.8. im Oxhoft Weinlager"

Seite 4: Wentorf/Kapstadt – Der in Südafrika lebende Sänger und Schauspieler Eike (Ike) Moriz ist ein waschechter Wentorfer, beim SC Wentorf stand er in Kindertagen im Tor, das Abitur hat er am Gymnasium Wentorf gemacht. Dort vermittelte ihm seine Deutschlehrerin Ulrike Budesheim die Liebe zur Literatur. »Damals wollte ich sogar Schriftsteller werden«, sagt Moriz, der seit 2005 in Südafrika lebt.
Dass er einmal mit seinen Liedern auf der Bühne stehen und als Schauspieler im TV Serienrollen übernehmen würde, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. »In meiner Schulzeit war ich unheimlich schüchtern«, sagt der heute 47-Jährige. Sein ehemaliger Klavierlehrer Dr. Bittner, der auch eine Theater-AG leitete, gab ihm damals eine erste Rolle.
Bis Ende des Monats ist der Bergedorfer Juwelierssohn für einige Woche wieder in der Heimat. In Südafrika ist er ein Indie-Rockstar und Jazzmusiker und füllt mit seinen Konzerten schon mal Hallen, die ähnlich groß sind wie die Barclaycard-Arena.
Südafrika war für Ike Moriz Liebe auf den ersten Blick. Nach der Bundeswehrzeit im Jahr 1992 zog es ihn zum ersten Mal auf den schwarzen Kontinent. Damals jobte er bei seinem Onkel auf einer Citrusfarm. »Die wilde und weite Landschaft haben mich am meisten begeistert. Ich fühlte mich, als ob jemand die Käseglocke gelüftet hätte. Selbst das Blau des Himmels ist in Südafrika viel blauer als bei uns«, schwärmt der Sänger. Ein Jahr später ging es trotzdem zurück nach Deutschland. Moriz begann zwei Semester BWL zu studieren – das war für den kreativen Kopf allerdings eine zu trockene Materie. Das Studium hängte er an den Nagel. Im elterlichen Juweliergeschäft hat er während seiner Schulzeit gerne gejobt. Noch heute schwärmt er für die schönen Materialien und Verarbeitungen. Dort arbeiten wollte er aber trotzdem nicht. Das Geschäft wird mittlerweile von seiner Mutter und seiner Schwester Dina geführt.
Eike Moriz bewarb sich an drei Musikhochschulen – und das mit großem Erfolg – alle wollten ihn annehmen. Der smarte Blonde entschied sich für Dresden, wo er Jazz und Rock/Pop studierte. Nach dem Abschluss ging es zunächst nach Rotterdam, dann nach London. Seine Vorbilder waren die Musiklegenden David Bowie und John Lennon.
In London jobbte er als Kellner, arbeitete als Straßenmusiker oder hielt sich mit kleinen Filmrollen über Wasser. »Ich bin sogar mit einer Freundin durch Europa getourt. Wir haben an touristischen Plätzen gespielt und bis zu 100 Euro pro Stunde eingenommen«, erinnert sich Moriz, der diese »sehr lehrreiche Zeit« nicht missen möchte.
2005 kehrte er London den Rücken und ging nach Südafrika. »Ich schickte damals eine CD nach Südafrika«, erinnert sich der Musiker. Zu seiner Überraschung schnellte auch diese Single in den Südafrika-Charts auf Platz eins. »Einige Jahre zuvor, im Jahr 1992, ist mir das schon einmal mit einem Hit gelungen, der in Südafrika ebenfalls auf Platz eins landete«.
Ein gutes Omen – Moriz fühlt sich auch heute noch in Südafrika zuhause. Inzwischen hat er 19 Alben veröffentlicht, die in 17 Ländern verkauft wurden. Er landete immer wieder Nummer-Eins-Hits in England, Holland und Südafrika. Sogar Rock-Legende David Bowie wählte einige Ike Moriz-Songs auf seiner Website zum »Top Song des Monats«.

Sein Freundeskreis ist multikulturell und auch in der Familie Moriz sind genau genommen verschiedene Nationalitäten vertreten. Töchterchen Kateline wurde adoptiert, ihre leiblichen Eltern stammen aus dem Kongo.
Rassismus begegnet Moriz in Südafrika eher selten. »Die schlimmste Form von Rassismus habe ich in London erlebt, und zwar auf beiden Seiten«, sagt der Sänger, der mit seiner Frau Madri und den zwei Töchtern Sofie (6) und der 10-jährigen Kateline zusammenlebt. »Wenn wir in Afrika ganz weit aufs Land hinausfahren, kann es schon mal vorkommen, dass wir komisch angeschaut werden, abfällige Bemerkungen sind mir aber in Südafrika noch nicht zu Ohren gekommen. In Kapstadt leben unheimlich viele adoptierte Kinder. Manchmal ist es eher unsere Tochter Kateline, die uns auf etwas aufmerksam macht, beispielsweise, wenn wir über schwarze und weiße Menschen sprechen. Dann sagt Kateline: 'nein, ihr seid Pfirsich und ich bin Schoko'«, schmunzelt Moriz.
Der Flüchtlingspolitik in Deutschland steht er trotz allem mit gemischten Gefühlen gegenüber. »Das ist natürlich eine philosophische Frage, wem man helfen soll und wem nicht. Ich bin froh, dass ich darüber nicht zu entschei- den habe. Allerdings glaube ich das man in Deutschland auch etwas naiv vorgegangen ist. Man hat nicht darüber nachgedacht, dass es eine komplett andere Kultur ist. Bei uns gibt es beispielsweise Banden, da gehört es zum Aufnahmeritual dazu, jemanden zu erstechen, zu erschießen oder eine Frau zu vergewaltigen. Das Problem ist dabei, dass diese Menschen in Afrika wenig Perspektiven haben und dadurch in die Kriminalität abrutschen«, sagt der 47-Jährige.
Ob er jemals wieder nach Deutschland ziehen würde? Das kann Moriz nicht so prompt beant- worten. »Es hat sich hier so vieles verändert, ich weiß beispielsweise gar nicht mehr, was die Leute hier im Fernsehen schauen oder welche Musik sie hören«. Früher war ich großer HSV-Fan, mittlerweile bekomme ich höchstens mal was mit, wenn meine Mutter, die immer noch für den HSV schwärmt, etwas erzählt.«
Eine ganze Zeit stand Moriz für mehrere südafrikanische TV-Serien, aber auch für internationale Spielfilme vor der Kamera. Rollen übernimmt der blonde Sonnyboy mit den strahlendblauen Augen heutzutage eher selten. »Anfragen kommen zwar immer mal wieder rein. Mir fehlt einfach die Zeit zu den vielen Castings zu gehen. Teilweise geht man da für eine Produktion drei oder viermal zum Casting«, erklärt Moriz. Stattdessen leiht er anderen Schauspielern immer dann seine Stimme, wenn ein deutscher Synchronsprecher gebraucht wird. Für Sprachen hat er sowieso ein Faible, neben Deutsch, Niederländisch und Afrikaans spricht er auch etwas Spanisch und Französisch. Und auch das Album Nummer 20 ist mittlerweile in Arbeit.
Wer Ike Moriz einmal singen hören möchte, hat dazu Gelegenheit am Freitag, 16. August, 19.30 Uhr, im Wentorfer oxhoft weinlager (Lesen Sie dazu mehr auf Seite 19)
Denise Ariaane Funke

Photo (Ariaane Funke) caption: In Kapstadt gibt Ike Moriz pro Monat mehre Konzerte. Sein Genre reicht vom jazzigen Swing über Latin bis hin zum Indie-Pop.




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